Arndorfer: Wie wir das Unsichtbare spürbar machen
In der anthroposophischen Denk- und Arbeitsweise von Anna und Martin Arndorfer sind feinstoffliche Prozesse von zentraler Bedeutung. Wie diese auf den Wein wirken, erklärt das Paar in seinem Kommentar.
Jeder von uns kennt das Gefühl, wenn man an einen Ort kommt und sich auf Anhieb wohl fühlt, ohne sagen zu können, warum. Es ist dieser unbewusste Faktor, der mitschwingt, den man weder messen noch greifen kann, der aber dennoch eine große Wirkung hat und zum Spüren kommt. Wenn man respektvoll und sensibel mit der Natur umgeht, führt einem das unweigerlich zu feinstofflichen Prozessen, bei denen es nicht um das Sichtbare geht, sondern ums Fühlen. Wenn wir einen Wein verkosten, dann endet die Wahrnehmung nicht beim Geruch und Geschmack. Sie geht über in ein Gefühl, dass uns intuitiv sagt, ob uns der Wein guttut. Dieses Gefühl entsteht bereits im Weingarten, geht über in die gesamte Produktion und gibt dem Wein schlussendlich eine Seele.
Seele des Weins
Das Anerkennen feinstofflicher Prozesse ist eine Entwicklung. Um all das, was unterbewusst wirkt, auch nur annähernd verstehen zu können, braucht es Zeit. Wir sehen es als lange Reise, die grundsätzlich jeder beginnen kann, wann er oder sie dazu bereit ist. Was uns bestärkt hat, war und ist die Frage: Was macht es mit unserem Weingarten, unserem Betrieb, unserem Leben, wenn wir diesen oder jeden Schritt setzen oder dieses oder jenes Präparat ausbringen?
Es ist eine Frage, die der Verstand nicht beantworten kann. Genauso wie das Greifbare ist er nur ein Bruchteil dessen, was wirkt. Vielmehr geht es um ein Gefühl, auf das man vertraut. Es ist der Freiraum, den wir uns für unsere Weine nehmen. Ob Jahrgang für Jahrgang gleich schmeckt, ist für uns nicht von Bedeutung. Wichtiger ist, dass es uns gelingt, dieses Unterbewusste, diese Seele des Weins bis ins Weinglas spürbar zu machen.