Arndorfer: Wein braucht Neugierde und Freiheit
Wenn man ausschließlich Rücksicht darauf nimmt, was der Markt verlangt, schränkt man sich ein. Wie langweilig wäre unser Handwerk, wie eintönig unser Wein, würden wir im Weingarten und -keller Jahrgang für Jahrgang immer die gleichen Schritte setzen, fragen sich Anna und Martin Arndorfer.
Die Quintessenz unserer Arbeit? Neugierde. Dadurch gelingt es uns mit jedem Jahrgang, einen Geschmack in der Traube zu entdecken und im Wein entstehen zu lassen, der neu für uns ist. Wobei wir hier nicht von wilden, ungezähmten Weinen sprechen, bei denen ausgereizt wird, was geht – bitte nicht falsch verstehen.
Jahrgang für Jahrgang sind unsere Weine trotz ihrer Unterschiede in ganz wesentlichen Punkten vereint: wie Balance, natürlicher Geschmack, Persönlichkeit, Trinkfluss und Trinkfreudigkeit. Trotzdem gelingt es uns einen individuellen Geschmack zu transportieren, der überrascht, nicht abschreckt. Für uns sind diese Momente voller Glück und Freude. Weil wir die Freiheit haben, Gewohnheiten und Erwartungen, wie ein Wein zu schmecken hat (und die völlig legitim sind), nicht entsprechen zu müssen.
Neugierde
Wie das kommt? Es war schon immer unsere Neugierde, die uns dazu verleitet hat, unbeschrittene Wege zu gehen. Uns würde langweilig werden, würden wir uns nicht weiterentwickeln und aufhören, die Dinge zu hinterfragen. Wir begleiten unsere Weine anstatt sie zu erziehen. Dadurch entstehen jedes Jahr neue Eindrücke und wir dürfen dabei lernen. Das motiviert. Mit jedem Jahrgang wächst unser Vertrauen in unsere Weingärten, die in der Folge immer stärker werden in ihrem Charakter und ihrer Persönlichkeit. Entsprechend charakteristischer werden auch die Trauben, aber nur, wenn man das Vertrauen hält und ihnen die Freiheit lässt, aus eigener Kraft ihren natürlichen Geschmack zu entwickeln. Das setzt wiederum die Freiheit als Winzer voraus.
Woher man die bekommt? Man nimmt sie sich einfach. Wenn man ausschließlich Rücksicht darauf nimmt, was der Markt verlangt, schränkt man sich ein. Man muss das Vertrauen haben, dass die bestehenden Kunden die neuen Wege mit einem gehen oder sich neue Abnehmer finden. Was uns in dieser Freiheit bestärkt, ist unser Blick ins Ausland. Es gibt uns Mut, wenn wir sehen, wie Freunde in anderen Ländern ihren Wein produzieren. Ebenso hilfreich sind Sommeliers, die genauso Vertrauen haben wie wir. Die sehen, wo Potential vorhanden ist, und daraufhin zu Begleitern und Unterstützern werden. Im Endeffekt geht es uns darum, authentisch zu sein. Und das gelingt – um es abschließend noch einmal zusammenzufassen – nur mit Neugierde, Vertrauen, Freiheit und Mut.