Diwald: Verabschieden wir uns von industriell gefertigten Weinen
Der Spaß hat ein Ende, wenn Trittbrettfahrer etwa versuchen, aus dem aktuellen Natural-Wine Trend unehrlich Profit zu schlagen. Deshalb müssen wir alle an einem Strang ziehen und Transparenz einfordern, fordert Martin Diwald in seinem Kommentar…
Ich plädiere also dafür, das große Ganze hinter den Weinen zu sehen – das gilt für jene, die die Weine ausschenken, gleich wie für die Trinker*innen und natürlich auch für die Winzer*innen. Wir dürfen uns nicht auf Details versteifen, weil eben Wein so viel mehr ist als die Angaben am Etikett. Nur wer in die Tiefe geht, wird wirklich verstehen, warum Weine so schmecken, wie sie eben schmecken. Das hat mit dem Jahrgang zu tun, das hat mit jeder kleinen Entscheidung im Weingarten zu tun und das hat mit der Philosophie der Winzer*innen im Keller zu tun. Selbst am Bio- und Naturwein Sektor gibt es so viele und unterschiedliche Herangehensweisen.
Es ist wichtig, das große Ganze zu sehen. Österreich kann sich international als kleinstrukturiertes, qualitätsgetriebenes und handwerkliches Weinland profilieren. Dann müssen wir uns aber verabschieden von industriell gefertigtem Wein und auch vom Konkurrenzdenken. Nur Ehrlichkeit und Zusammenhalt können zum gemeinsamen Erfolg beitragen.
Das klingt nach viel Harmonie und Geduld. Natürlich hat die aber auch bei mir ein Ende, zum Beispiel wenn es im Keller extrem technisch wird, sich die Prüfnummernvergabe nicht weiterentwickelt oder wenn Trittbrettfahrer versuchen, aus dem aktuellen Natural-Wine Trend unehrlich Profit zu schlagen.
Um genau das zu verhindern und gemeinsam erfolgreich zu sein, braucht es Transparenz, Zusammenhalt und Wissen darüber, was hinter den Weinen und was in ihnen steckt. Das große Ganze eben!
* Aufgezeichnet von unserer Autorin Judith Mehofer