
Mein Besuch bei den legendären Douro-Boys
Die größte Überraschung für uns: die fantastischen Weißweine, die hier gemacht werden. Das Highlight unserer Verkostung war dann trotzdem ein Portwein. Und zwar aus dem Jahr 1870.
Es war eine spannende Truppe, die hier von Dorli Muhrs Agentur „Wine&Partners“ in das berühmte Douro-Tal nach Portugal gelotst wurde: Mit dabei waren u.a. Mattia Spedicato aus dem Restaurant Geranium (Kopenhagen), der japanische Starsommelier Kenta Sasaki, Londons „Fat Duck“-Sommelière Melania Bellesini oder auch Brian Julyan, Executive Chef des „Court of Master Sommeliers“. Kollegen, die wahrscheinlich schon alles probiert und alles gesehen haben.
Was uns gemeinsam aber trotzdem fasziniert hat, war die Erkenntnis, dass dieses Tal nicht nur für herausragenden Portwein steht, sondern dass hier auch fantastische Rote und Weiße produziert werden. Die Weingärten sind bis zu hundert Jahre alt, oft weiß man gar nicht mehr genau um welchen Rebenbestand es sich genau handelt. Zum Teil gehen die Hänge bis auf 800 Meter hinauf, im Sommer kann es hier drei Monate lang mehr als 40 Grad haben. Und trotzdem: Die Weine – und hier vor allem die Weißen – überraschen mit einer unglaublichen Frische und Säure, die selbst bei 20 Jahre alten Weinen noch imm da ist. Zu den Weißen zählen zum Beispiel Gouveio, Rebigato, Arinto, Moscatel, Alejandria oder Vouzinho und Codega – alles eine spannende Bereicherung für jede Weinkarte.
1870er Tawny Port
Und dann der Moment! Eine Portwein Vintage-Blindverkostung, im Glas vermuten wir einen Port, 20 Jahre alt, vielleicht 25 Jahre. Christiano von Zeller, einer der drei Macher des Weinguts „Quinta Vale Dona Maria“, lüftet das Geheimnis: 1870er Tawny Port! Hier zeigt sich die unglaubliche Raffinesse und die Handwerkskunst, die die Winzer in diesem Tal beherrschen. Der 1870er präsentiert sich sehr komplex und trotz des Alters lebendig – Karamell, etwas Pflaume, ein super eingebundenes Tannin und noch immer eine feine Säure. 20 Prozent Alkohol, die man jedoch kaum merkt. So einen Wein zu trinken – und ja, es war wirklich mehr als ein reines Verkosten – zählt natürlich zu einem seltenen Erlebnis.

Die Frage ist, wie kann man dem Gast im Restaurant den Einstieg in diese wunderbare Welt des Portweins ermöglichen? Und hier gibt es eine super Antwort: Colheita Port! Auf Portugiesisch bedeutet das so viel wie „Ernte“ oder „Weinlese“. Ein Colheita ist also ein Portwein, der mindestens 7 Jahre im Fass gereift ist und aus einem einzigen Jahrgang stammt, der auf dem Etikett ausgewiesen sein muss. Geschmacklich liegt er zwischen einem Vintage Port und einem Tawny. Weil ein guter Colheita die Dichte und Süße eines Vintage ins Glas bringt, zugleich aber auch die Reife und das Trinkvergnügen eines guten Tawny, bietet er sich perfekt für den Einsatz im Restaurant an. Das funktioniert im Glas für 9 bis 12 Euro.
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Diese 5 Winzer haben wir besucht:
Quinta Vale Dona Maria
Historisches Familienweingut im Herzen des Douro-Tals, welches sich der Produktion feinster Portweine und Douro-Weine der Spitzenklasse leidenschaftlich verschrieben hat. www.quintavaledonamaria.com
Quinta Do Vallado
Das Weingut liegt zu beiden Seiten des Flusses Corgo, als Önologe ist der junge Francisco Xavier tätig, auch ein Nachfahre jener berühmten Dona Antonia. Von den insgesamt 64 Hektar sind 26 ha bis zu 80 Jahre alte Weinberge, auf den besten Parzellen gelegen. Die Schieferböden bringen Komplexität, Eleganz und Mineralität in die Weine; es werden ausschließlich portugiesische Rebsorten angebaut. www.quintadovallado.com
Niepoort
Was Lagen und Böden betrifft, ist Dirk Niepoort ein ausgesprochener Fanatiker. Er siedelt seine Weingärten dort an, wo niemand sonst sie haben will, denn er weiß nur zu gut um das spannungsreiche Potenzial des Douro-Tales. Ein großer Teil dieser wieder hergestellten Weingärten ist sehr alt, mit nicht mehr genau identifizierbaren Rebbeständen, die Charakter und Bodentypizität in die Weine bringen. www.niepoort-vinhos.com/de
Quinta do Crasto
Die Reben der Terrassen-Lagen Maria Teresa und Ponte sind über 90 Jahre alt und, wie in dieser Zeit üblich, als Mix mit über 30 verschiedenen Sorten bepflanzt. Die meisten davon sind heute nicht mehr zu identifizieren. Die Rebstöcke dieser Lagen produzieren lediglich 200 bis 300 Gramm Trauben jährlich. www.quintadocrasto.pt
Quinta do Vale Meao
Die Quinta liegt etwa 150 m über dem Meer, was den Vorteil hat, dass die spät reifende Sorte Touriga Nacional hier hervorragend gedeiht und reift. Francisco Olazabal kombiniert traditionelle Weinbaumethoden – das Traubengut wird in den traditionellen Lagares gestampft – mit moderner Technik. www.quintadovalemeao.pt

Berlins Lieblings-Franzose
Emmanuel (Spitzname Manu) Rosier, gebürtiger Franzose mit Gamay in den Adern, wie er sagt. Weil er von dort kommt, wo auch der Gamay herrührt. Aktuell wohnt und arbeitet Rosier in Berlin.
