Neuzugang bei den Traditionsweingütern: Die Carnuntum-Rotweine unter der Lupe

Schloss Grafenegg war auch in diesem Jar wieder Pilgerstätte für Weinprofis aus aller Welt, um einen ersten Kostschluck des aktuellen Jahrgangs der klassifizierten Ersten Lagen der Österreichischen Traditionsweingüter zu erhaschen. Erstmals mit dabei: Carnuntum. Die Ried Spitzerberg im Vergleich.
Insgesamt 198 Tropfen standen drei Tage lang auf den Prüfstand der geladenen Sommeliers sowie bei Presse und Winzern. Alle aus den Ersten und somit also den besten Lagen der Österreichischen Traditionsweingüter aus Kremstal, Traisental, Kamptal sowie aus Wagram und Wien.
Als Neuzugang unter den Regionen mit dabei war die Region Carnuntum: Im Osten von Wien gelegen reihen sich ab sofort auch die Rieden Aubühl, Bärnreiser, Haidacker, Kirchweingarten, Rosenberg, Schüttenberg, Spitzerberg, Steinäcker und Ried Stuhlwerker in die Ersten Lagen der Traditonsweingüter ein.

Carnuntum bringt somit die ersten Rotweine ins Setting aus renommierten Lagen Österreichs – vom Kamptaler Heiligenstein bis zum Nussberg in Wien. Prominenteste nun klassifizierte Blaufränkischlage ist die Ried Spitzerberg. Sieben Winzer aus der Region haben ihren Wein aus dieser kargen, kalkhaltigen Riede in Prellenkirchen eingereicht. Bei bedauerlichen, weil alles andere als ausreichenden 90 Minuten Verkostungszeit, bietet sich für uns ein Vergleich dieser Herkunft an:
Der Spitzerberg 2017 vom Weingut Johannes Trapl aus Stixneusiedl kommt mit dunkelbeeriger Kraft daher. Ein Wein voller Ausdruck, der mit seiner Jugendlichkeit nicht hinterm Berg hält, ohne dabei überholzt zu sein. Martin Netzls Spitzerberg legt noch ein wenig mehr Holz drauf, immer noch im Rahmen, immer noch jugendlich, dunkelbeerig und beide sehr österreichisch.

Eine kräutrige, etwas subtilere Stilistik schlägt der Wein aus der Ried Spitzerberg vom Weingut Pelzmann in Berg ein. Auch hier ist das Holz deutlich spürbar, setzt aber auf leisere Töne im Einklang mit der Kräutrigkeit des Weins. In diese Kerbe, nur noch einen Touch internationaler orientiert im Stil, schlägt auch der Wein aus dem Weingut Dorli Muhr. Der Spitzerberg der Winzerin ist subtil und trinkig zugleich. Für Fans von Weinen die etwas „surmaduré“ sind, wie man es aus südlicheren Weingebieten kennt, genau das richtige. Und zwar gespickt mit der Kräuterwürze des Blaufränkisch.
Weißweine
Aus Stichproben-Schlucken im Weißwein-Bereich überzeugen aus dem Kremstal der GV Ried Gaisberg vom Weingut Geyerhof, sowie die kräutrige Nase des GV Ried Kögl vom Weingut Wess. Im Kamptal will man den GV aus der Ried Dechant vom Weingut Jurtschitsch nicht messen, ebenso wie den GV vom Loisberg von Willi Bründlmayer und natürlich überzeugen auch die Weine von Fred Loimer.

Feine Rieslinge sind der Ried Höchäcker vom Weingut Proidl im Kremstal, der Ried Gaisberg aus dem Hause Hiedler in Langenlois Kamptal sowie Ried Gaisberg der Winzerin Birgit Eichinger in Straß. Auch der Riesling Heiligenstein vom Weingut Hiedler macht Freude.
Fazit: Stilistik geht vor Lage
Ganz klares Fazit der Verkostung: Stilistik der Winzer steht definitiv vor der Lage. Und was für ein Privileg es doch ist, Weine in dieser durchgängig hohen Qualität zu verkosten. Naturweine sind in den Ersten Lagen noch nicht angekommen. Den Hut vor dieser großartigen Vereinigung, mit einem derart hohen Qualitätsgedanken muss man aber auf jeden Fall ziehen. Am besten mit ehrfürchtigem Knicks dazu. Das ist angesichts der Weine sowie des Rahmens nur angebracht.