Ganevat: Im Keller des „Vin Naturel“-Meisters

Jean-François Ganevat: Weltweine entgegen der Schulmeinung

Redaktion Gemeinsam mit Norbert Ehret (VINSÜD) besuchte Christian Zach, der „Falstaff Sommelier des Jahres 2017″, Jean-François Ganevat (links).

Weinbank-Sommelier Christian Zach im Jura bei einem der meist geschätzten Weinbauern unserer Zeit: Jean-François Ganevat. Was im Keller des Meisters gesprochen und verkostet wurde, hat Christian Zach für KALK&KEGEL notiert. Plus: Ganevat-Special in der Weinbank!

Kaum ein anderes Thema wird in der Weinszene aktuell heißer diskutiert als der sogenannte „Vin Naturel“, auf Deutsch „Naturwein“. Aber ist Wein von Hause aus nicht ein Naturprodukt? Fakt ist, dass in den letzten 50 Jahren viele Hilfsmittel – seien sie chemischer oder physikalischer Art – in der Weinbereitung Einzug gehalten haben. Jene Winzer, die sich dem „Vin Naturel“ verschrieben haben, haben sich entschlossen auf eben diese Produkte und Verfahren komplett zu verzichten.

Einer, der der Philosophie des natürlichen Weinbaues treu bleibt, ohne jedoch den Anspruch zu erheben, die Biodynamik perfekt zu beherrschen, ist Jean-François Ganevat. Die Reduzierung seines Weingutes auf die Demeter-Zertifizierung ist ihm ein Graus! Er hat selbst ein sehr persönliches Bild geschaffen, wie ein großartiger Wein sein soll.

Redaktion Eine Marke als Qualitätsgarantie, Weine mit der Philosophie eines natürlichen Anbaus. Hier auf einer Amphore im Ganevat-Weinkeller.

 

Nur wenige Winzer schaffen es, ohne jegliche Zugabe von Schwefel so ausdrucksstarke und zugleich erstaunlich klare Weine zu gewinnen. Deshalb liefern hoch angesehenen Winzerkollegen ihm zusätzlich beste Trauben aus den eigenen Weinbergen, damit Jean-François auch aus diesen bei sich im Jura einen „Vin Naturel“ vinifiziert. In seinen eigenen Weinbergen kultiviert Jean-François Ganevat neben den bekannten Sorten Chardonnay, Savagnin, Trousseau und Poulsard auch eine Vielzahl alter, autochthoner Jura-Rebsorten, die heute bereits in Vergessenheit geraten sind.

Hohe Qualität, geringer Ertrag

Es sind Sorten wie Geuche noir, Petit Béclan, Grand Béclan, Seyve Villard oder Portugais bleu, die Jean-François für die Nachwelt erhalten will. Schließlich ist gerade diese alte Artenvielfalt einer der Schätze, die das Jura bis heute für sich bewahrt hat. Jede Handlung, jeder Eingriff ist für ihn ein sehr individueller. Jeder Weingarten, jeder Rebstock darf seine unterschiedlichen Spannungen des Terroirs widerspiegeln. Dank der unermüdlichen Arbeit im Weingarten erntet Ganevat so Trauben von enormer Qualität, was allerdings auch einen geringen Ertrag bedeutet.

Redaktion Christian Zach als Ganevat-Fan: In seiner Weinbank in Ehrenhausen lagern mehr als hundert Positionen der der Domaine Jean François Ganevat.

 

Jean François, seine Freunde nennen ihn auch Fanfan, kehrte 1998 ins Jura nach Rotalier zurück, nachdem er viele Jahre bei Jean-Marc Morey in Chassagne-Montrachet verbracht hatte. Seine Weinreben stammen teilweise aus 1902 and 1919. In manchen Jahren werden mehr als 50 unterschiedliche Weine in sehr kleinen Mengen von höchster Qualität produziert. Weine ohne Kompromisse. Im Jahr produziert Jean-François ca. 40.000 Flaschen von 12 Hektar. (3 Hektar Rot, 9 Hektar Weiß). Das Durchschnittsalter der Rebstöcke ist ca. 50 Jahre, alle Arbeiten werden manuell durchgeführt, wofür inzwischen zwölf Mitarbeiter angestellt sind!

Redaktion Die Natur als Kraftgeber für Weine von Weltformat: 40.000 Flaschen aus 12 Hektar. Die Rebstöcke sind im Schnitt um die 50 Jahre alt.

 

Ich durfte ihn auf seinem Weingut besuchen. Ein Typ mit 100.000 Volt, voller Energie und gleichzeitig mit dem Charme eines Teddybären! So würde ich Jean-François beschreiben! Sofort legte er los und wir kamen ins Verkosten…

Exzellente Rarität: Le Vignes de Mon Père

Redaktion Maximum-Bewertung mit 3 Sternen!

Luis Gutiérrez, der Parker Verkoster im Jura bewertet diesen Wein jedes Jahrgangs zwischen 99-100 Punkten. Damit gehört dieser Wein zum Rarsten, das man bekommen kann! Der Guide „La Revue du Vins de France“ bewertet die Domaine Weine seit 2018 mit drei Sternen, dem Maximum! Die Weine der neuen Generation 2014 und 2015 sind außergewöhnlich, diese atemberaubende Qualität zeigt deutlich auf, was eine Region wie das Jura erreichen kann.

Die Chardonnays: Frische und mineralische Salzigkeit

Die kürzlich auf den Markt gekommen Chardonnays aus 2015 repräsentieren den warmen Jahrgang in perfekter Harmonie. Intensive Frucht mit Intensität, perfekt in wunderbarer Säure verpackt. Jean-François hat die Trauben bei voller und in kompletter physiologischer Reife gelesen. Das bedeutet zwar einerseits 14 bis 14,5% Alkohol, andererseits aber reife Gerbstoffe und reife Phenole. Im Gegensatz zur allgemeinen Schulmeinung hat er diesen warmen Jahrgang extrem lange, insgesamt über 30 Monate ohne Schwefel auf den eigenen Hefen ausgebaut. Der intensive Ausbau hat den Weinen gut getan, denn zu der in 2015 dezent vorhandenen Frische kommt jetzt eine mineralische Salzigkeit hinzu, welche die Weine perfekt ausbalanciert. 

Redaktion Wird in der Weinbank auch im Wirtshaus serviert.

 

In unseren Breiten ist 2014 sicher der klassischere Jahrgang. Hier spiegelt die prononcierte 14er Säure schön die Vitalität der Weingärten und den kühlen Jahrgang wider. 2014 und 2015, bei Ganevat zwei grundverschiedene Jahrgänge, die einmal mehr zeigen, dass sich Jean-François in keine Schublade einordnen lässt. Die Chardonnays aus 2015 sind jung, mit etwas Geduld nach dem Karrafieren schon trinkbarer als 2014, denen man noch drei bis vier Jahre Reife gönnen sollte.

Genial die Spielart „Melon à queue rouge“, dem eigenständigsten Chardonnay von Tonmergel-Böden! Diesen Wein füllt Jean-François ausnahmslos in Magnums. Ein Wein für die Ewigkeit!

Ausgezeichnete Säure, klare Transparenz: Savagnin Vert, Vert Vert, Rose oder Jaune
Die Savagnins von Jean-François durften wir, wie auch die Chardonnays, aus den Fässern kosten. Hier hat er uns die unterschiedlichen Spielarten der Rebsorte einmal mehr herausgearbeitet. Mittlerweile hat er auch Stockinger Fässer im Keller! Die Savagnins sind von unterschiedlichen Böden, die im Übrigen ähnlich die der Südsteiermark sind. Mergel (Blau oder Grau und Rot), Kalkmergel, Schiefer bzw. tonreicher Mergel. Die Niederschläge sind teilweise höher als in der Südsteiermark! So zum Beispiel im Jahr 2014. Da waren es sagenhafte 1600 Milliliter. 2015 sind die Savagnins noch heller als die Chardonnays mit großzügiger Frucht des warmen Jahres allerdings mit ausgezeichneter Säure.

Redaktion Feine Konzentration aus Mineralik, Säure, Gerbstoff: Vin Jaune.


Hoher Alkohol, extrem pointiert: Vieux Mac Vin du Jura
Last but not least der Vieux Mac Vin du Jura: Auch da geraten wir ins Schwärmen! Savagnin-Traubenmost mit Savagnin Tresterbrand versetzt und anschließend für acht Jahre im Holzfass. Mit 17% Alkohol in der Flasche. Der grüne feine Duft vom Savagnin extrem pointiert, am Gaumen die wärme des Alkohols, aber auch wieder diese wunderbare belebende Säure und Gerbstoffkomplexität.

Der Vin Jaune 2008 ist ein wahres Elexir: Eine feine Konzentration aus Mineralik, Säure, Gerbstoff verwoben zu einem perfekten Gelben Wein! Der kleine Bruder dazu ist der oxidativ ausgebaute Chardonnay, La Cuvée du Pepe aus dem Jahr 2005! Unfassbare klare Transparenz hochelegant vibrierend fordernd!

Rotwein: Gärständer und Tongefäße

Auch die Rotweine erreichen mittlerweile eine beachtliche Qualität. Diese werden in diversen Gebinden verarbeitet: von Gärständern und Fässern bis hin zu den immer mehr werdenden Tongefäßen. Herausragend sind Vin Jaun und der Wein der Rebstöcke seines Vaters. Bei den Rotweinen hat der Frost 2017 einiges geholt! Daher gibt es 2017 eine Rote Assemblage „Julien En Billat L’Enfant terrible du Sud“ aus Pinot Noir, Poulsard & Trousseau.

 

www.dieweinbank.at

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Bezugsquellen:
Domaine J. F. Ganevat
und Anne & J. F. Ganevat

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