Harm: Weniger Statussymbole, mehr Ökologie
Maria und Andreas Harm gründeten aus purer Leidenschaft ein neues Weingut – und das in einer vermeintlich übersättigten Weinregion. Wie sie es geschafft haben, sich zu etablieren, erzählen sie in ihrem Kommentar.
Als wir 2010 begonnen haben, taten wir das ohne vorhandene Strukturen. Wir hatten keinen einzigen Weingarten, keinen Keller, keine Maschinenhalle. Probiert haben wir es trotzdem – basierend auf Andreas‘ familiärer Herkunft aus einem Weinbaubetrieb und seiner extremen Begeisterung für den Weinbau, mit dem er sich in den Jahren zuvor auch wissenschaftlich beschäftigt hat. Wichtig war uns dabei von Anfang an das Thema Nachhaltigkeit und zwar im Sinne einer möglichst langen Nutzung bestehender Strukturen und Ressourcen. Was heißt das konkret?
Wir sind ein kleiner Betrieb, von dem wir hauptberuflich leben wollen. Gleichzeitig waren wir nicht bereit, uns in hohem Maße zu verschulden, indem wir Keller, Haus, Maschinenhalle und dergleichen neu bauen. Also haben wir die vorhandenen Strukturen anderer, leerstehender Betriebe übernommen und wiederbelebt, darunter zwei nicht mehr genutzte Keller und alte Weingärten, beispielsweise jenen in der Ried Kremser Wachtberg mit 80jährigen Reben. Wir haben das kleine, ehemalige Dorfwirtshaus zu unserem Wohnhaus und unserem Lokal „Gartl am Tisch“ umgestaltet. Und wir haben uns mit anderen Betrieben in der Region zusammengeschlossen, teilen uns Lager, Maschinen, Abfüllanlagen und Traktoren.
Gelebte Ökologie
Unser Weg war mit Sicherheit kein leichter. Man muss behutsam vorgehen, wenn man bestehende Betriebe und ihre Geschichten übernimmt und sie auf seine eigene Art und Weise fortschreiben möchte. Das kann in der Kommunikation nach außen zu Unklarheiten führen. Teilweise haben wir auch das Gefühl, dass man in unserer Gesellschaft ohne großes, kapitalgetränktes Auftreten nicht ernstgenommen wird. Doch wir verzichten gerne auf Statussymbole: zugunsten echter, gelebter Ökologie.