Johannes Zillinger: Wir müssen den Weinbau neu denken
Anstatt klimabedingt in kühlere Gegenden auszuweichen, investiert Johannes Zillinger lieber in den Erhalt wertvoller Altanlagen in Südlage. Welche konkreten Maßnahmen er setzt, verrät er in seinem Kommentar.
Bedingt durch den Klimawandel, werden bei mir in der Region – wie fast überall in Österreich – die alten Südlagen für den Weinbau zunehmend uninteressant. Viele Betriebe sind deshalb auf der Suche nach kühleren Lagen und klassifizieren ihre Lagenweine zurück zu Einstiegsweinen.
Ich sehe darin nicht die Lösung, sondern ein weiteres Problem, nämlich das des zunehmenden Platzverbrauchs. Wir müssen den Weinbau also neu denken: Mein Plan ist es daher, anstelle von zwei bis drei Rebzeilen auf der Ostseite der größeren Südlagen Bäume und Büsche zu pflanzen. Bedingt durch Flächenzusammenlegungen sowie immer größere Maschinen im Weinbau und in der Landwirtschaft, sind die Flächen zunehmend ausgeräumt und viele Landschaftselemente (Bäume, Büsche und Hecken) beseitigt worden. Indem wir sie zurückbringen, erzielen wir eine längere Beschattung am Morgen, die Kühle der Nacht bleibt länger im Weingarten und wir verbessern die Biodiversität, da wir mit 20 verschiedenen, in der Region heimischen Pflanzen arbeiten, die unterschiedliche Blühzeitpunkte haben.
Nachhaltig handeln
Wir haben bereits mit unserer größten Südlage, einem drei Hektar großen Weingarten, begonnen. Insgesamt haben wir hier innerhalb von zwei Wochen 50 Pflanzen gesetzt, Buschwerk und Bäume gleichermaßen, wobei letztere bereits um die vier Meter hoch sind, damit wir möglichst schnell Resultate erzielen und das Projekt auf unsere anderen Südlagen ausweiten können. Im Sinne der Nachhaltigkeit ist das für mich der deutlich bessere Weg und ich würde mich freuen, wenn auch andere Betriebe diese Idee aufgreifen.