Groszer Wein: Unsere Kritik am Prüfnummern-System
Zweigleisig zu fahren sei beim Weinmachen kein Widerspruch, sagen Edgar Brutler und Markus Bach, deren Weinlinien sich ähnlicher sind, als man glauben mag. Trotzdem fallen Weine bei der Prüfnummern-Vergabe durch.
Weinmachen ist eine wunderbare Sache, egal in welchem Bereich man sich bewegt. Uns machen sowohl die klassischen als auch die Naturweine Spaß, auch wenn das viele nicht nachvollziehen können. Die Herangehensweise, Produktion und Stilistik der beiden Linien ist ähnlich. In der Klassik kann man bei uns genauso den Charakter und die Herkunft schmecken wie bei den Naturweinen – womit wir vom Mainstream ohnehin schon weit entfernt sind.
Umgekehrt sind die Naturweine in ihrer Aromatik genauso klar wie die klassischen Weine. Der Unterschied ist also nur, dass wir für die Naturweine die Trauben früher lesen und ohne Filtration und Schwefel arbeiten. Warum fahren wir überhaupt zweigleisig? Weil wir mit den Naturweinen die jeweilige Sorte von einer neuen Seite zeigen können. Durch die frühe Lese und einen anderen Ausbau, zum Beispiel in der Amphore, bekommen die Weine einen anderen Charakter. Dieses Ausprobieren gehört für uns zum Weinmachen einfach dazu. Wir möchten nicht immer das gleiche vinifizieren, sondern die Weine für uns und unsere Konsument:innen interessanter machen.
Kritik am System
Um ehrlich zu sein, sind unsere Naturweine aber auch eine Trotzreaktion auf ein seit langem überarbeitungsbedürftiges System. Während wir in der klassischen Linie versuchen, eine Prüfnummer zu bekommen, arbeiten wir bei den Naturweinen mit allen Mitteln darauf hin, nicht im uniformen Raster des österreichischen Qualitätsweins zu sein. Wir beobachten bei uns im Südburgenland aber auch, dass immer häufiger Weine durch die Prüfnummer fallen, die Charakter zeigen, aber sauber sind. Auf der anderen Seite haben schlecht gemachte Weine eine Prüfnummer, nur weil sie fehlerfrei sind.
Wir schließen daraus, dass die Verkoster:innen entweder nicht richtig geschult sind oder zu wenig Zeit für den Wein haben. Was wäre die Lösung? Bessere Schulungen. Außerdem sollten die einzelnen Weinbaugebiete mehr Verantwortung übertragen bekommen. Jedes Gebiet sollte ein eigenes Verkostungskomitee haben. Die Verkoster:innen wüssten über das jeweilige Gebiet und seine Eigenheiten Bescheid und wären näher an den Winzer:innen dran. Bei Unklarheiten können sie nachfragen. Zudem sollte man sich überlegen, wie man auch bei Naturweinen die Herkunft aufs Etikett bringen kann. Doch das ist eine andere Geschichte…