Saahs: Gerade wir müssen Gewohntes hinterfragen
„Bewahren“ heißt, mit etwas weiterzuarbeiten – und das ist ein durchaus dynamischer Begriff, sind sich Katharina Salzgeber und Nikolaus Saahs jun. in ihrem Kommentar einig. Wie sie das Erbe des Nikolaihofes würdig weiterführen und dennoch ihre eigene Persönlichkeit hineinbringen.
Was heißt es, eine Tradition zu bewahren? Dass muss jeder für sich definieren. Für uns gibt es einen Unterschied zwischen Tradition und eingeschliffener Routine. Welche Aspekte einer Vorgehensweise sind so wichtig, so prägend, so aussagekräftig, dass sie „bewahrt“ werden müssen? Das Argument, „weil wir es immer schon so gemacht haben“ ist zu hinterfragen. Wenn es triftige Gründe gibt, die über reine Praktikabilität hinausgehen, hat die Vorgehensweise eine Berechtigung.
Es ist immer eine Herausforderung, Gelerntes hinter sich zu lassen und Neues auszuprobieren. Wir haben uns bewusst mit der großen Frage auseinandergesetzt, wie und wo wir uns und das Weingut heute und in 20 Jahren sehen. Glücklicherweise hatten wir ähnliche Auffassungen, Vorstellungen und Ideen. Daraus ergaben sich jene Werte, mit denen wir weiterarbeiten möchten, nach welchen wir unsere Arbeit ausrichten und die wir dadurch „bewahren“.
Natürliche Weise
Am Nikolaihof war der Anspruch, einen Wein nach einem gewissen Modell zu machen, nie gegeben. Aus unserer Sicht verändert sich eine Stilistik über die Jahre aber ohnehin auf ganz natürliche Weise, wenn man das zulässt. Allein die Veränderungen, die, bedingt durch den Klimawandel, in der Natur stattfinden, haben einen enormen Einfluss auf die Arbeitsabläufe und Maßnahmen im Weingarten und schließlich auf den Wein. Wenn man nicht eingreift, schmeckt das Ergebnis gezwungenermaßen anders, als früher. Wir sehen unsere Aufgabe darin, solche Veränderungen wahrzunehmen und einen Weg zu finden, damit positiv zu arbeiten. Immer mit dem Ziel, dass unterm Strich Weine entstehen, hinter denen WIR zu 100 Prozent stehen können.
* Aufgezeichnet von Sonja Planeta