Lorenz: Wir müssen das Schuldenken ablegen
Michi Lorenz ist sich selbst sein größter Kritiker. Seit er aber gelernt hat, loszulassen, wird seine Stilistik klarer und eigenständiger. Einen Weg zurück schließt er kategorisch aus.
Ich habe nie darüber nachgedacht, was andere über mich denken oder mich an anderen orientiert. Ich wollte immer eine Eigenständigkeit haben, ohne Einfluss von außen, sodass man blind erkennt: das ist Michi Lorenz. Doch dazu musste ich erst lernen loszulassen, nämlich ein System, auf das wir in der Weinbauschule getrimmt werden, in dem einen aber die Sicht auf das Eigene und damit auf das Außergewöhnliche versperrt wird. Seit ich dieses Schuldenken abgelegt habe, haben meine Weine, aber auch der Vertrieb einen großen Sprung gemacht.
Raus aus der Komfortzone
Wir sind noch lange nicht am Ziel unseres Schaffens, können vieles besser machen und an vielen kleinen Schrauben drehen, aber ich bin stolz auf die sehr gute Qualität, die wir jetzt bereits haben. Klar sind Naturweine anspruchsvoller, aber sie sind auch erfüllender. International schätzt man das Terroir, in Österreich will man hingegen nach wie vor das Konservative. Es werden Fehler gesucht, nicht das Positive gesehen. Doch es tut sich etwas, die Leute kommen raus aus ihrer Komfortzone, lassen sich überraschen, auch wenn ich mir am heimischen Markt noch immer wie ein Alien vorkomme. Wichtig ist dennoch, sein eigenes Ding zu machen, sich auf sich selbst zu fokussieren. Mit jedem kleinen Schritt, den wir in diese Richtung gehen, fühlt es sich besser an. Für uns gibt es keinen Weg mehr zurück.