Pichler-Krutzler: Wir müssen weg vom traditionellen Veltliner-Stil
Dass sich die Natur verändert, steht außer Frage. Was aber bedeutet das für uns Winzer und unsere Wachauer Leitsorte Grüner Veltliner? Das ist die persönliche Strategie für die Zukunft von Elisabeth und Erich Pichler-Krutzler.
Wie viele Facetten, wie viel Potential hat der Grüne Veltliner? Es ist eine Frage, die uns schon länger begleitet, unabhängig vom Klimawandel. Als zugereister Burgenländer war vor allem Erich immer auf der Suche nach einer eigenen Veltliner Stilistik. Weil wir im Keller zulassen und unsere Weine so sind, wie es die Natur bestimmt, haben wir in den letzten 14 Jahren seit der Gründung unseres Weinguts keine eindeutige Antwort gefunden. Der Veltliner ist vielfältig, und wenn man jetzt auch noch das Klima miteinrechnet, dann werden die Zugänge und stilistischen Möglichkeiten noch zahlreicher, als sie ohnehin schon sind. Wohin aber wird die Reise gehen, wenn die warmen Jahrgänge zunehmen?
Weg vom traditionellen Veltliner-Stil
Die Umstellung auf PIWI Rebsorten haben wir für uns ausgeschlossen. Stattdessen setzen wir im ersten Schritt auf eine biologische Landwirtschaft. Weil wir dadurch nachweislich eine frühe physiologische Reife erzielen und in der Folge auch früher lesen können. Das ist ein guter Anfang, aber für hochwertige Lagenweine braucht es mehr. Damit der Wein lagerfähig wird, setzen wir vermehrt auf Gerbstoffe durch Ganztraubenpressung, längere Maischestandzeiten und längere Fasslagerung. Wir wollen mehr wagen als klassische Grüne Veltliner zu produzieren, die auf Frucht basieren, die in warmen Jahren fehlt, und den Wein dadurch in der Jugend unbefriedigend und im Alter nicht haltbar macht. Wir wollen Weine, die geschmacklich schlanker werden, und gleichzeitig ein besseres Korsett bekommen. Die später gefüllt, auf den Markt gebracht und getrunken werden; auch wenn das bedeutet, dass es den Weinen in der Jugend womöglich an Charme fehlt. Dieses Risiko nehmen wir zugunsten von Reife und Lagerfähigkeit in Kauf – in Zukunft noch viel mehr, wenn wir auf unserem neuen Weingut auch den nötigen Lagerplatz dafür haben. Weil uns klar ist, dass wir nicht weitermachen können wie bisher. Nicht beim Grünen Veltliner, und vielleicht auch bald nicht mehr beim Riesling. Quo vadis – wo führt das hin? In unserem Fall zu einer neuen Herangehensweise und Stilistik.
*Aufgezeichnet von unserer Autorin Sonja Planeta