Pinot Noir: Eine Frage der Balance
Die Reinisch Brüder geben in ihrem Kommentar einen intimen Einblick in die komplexe Welt des Weinmachens.
Ich will über Pinot Noir sprechen, der uns sehr am Herzen liegt. Also: Es gibt weltweit 1000 verschiede Pinot Noir-Klone, die sich oft grundlegend unterscheiden. Vom Potential, von der Veranlagung her kann ein Klon zwischen 0,3 und 3 Kilo Trauben liefern – ohne dass man ihn ausdünnt.
Klone werden prinzipiell in A, B und C unterteilt. A für hochwertige Weine, C für ertragsorientierte (beispielsweise: Champagner). Dieselbe Klassifikation gilt auch bei den Unterlagsreben, die u.a. wichtig gegen die Reblaus sind. Um das zu vermeiden, werden auf amerikanischen Unterlagsreben die eigentlichen Sorten-Reben (zum Beispiel Pinot Noir) aufgepfropft, wobei die Veredelungsstelle knapp über dem Boden liegt. Diese Konstellation ist dafür verantwortlich, welche Nährstoffe für die Rebe zu Verfügung stehen – Magnesium, Kalium, Eisen, Kalk bzw. wie es um Wasserversorgung und Wüchsigkeit steht.
Es macht schon Sinn einen Klon A mit einer Unterlagsrebe A zu veredeln. Man muss sich aber bewusst sein, dass man dann eben nur 0,3 Kilo Trauen erntet. Wenn ich C Unterlage mit A klone, bekomme ich mehr Ertrag aber wieder nicht das gewünschte Ergebnis bzw. eine schlechtere Traubenqualität.
Belaubung
Es ist alles eine Frage der Balance: Ein Rebstock nimmt bei voller Belaubung etwa 200 Watt Energie von der Sonne auf. Diese Energie teilt er auf die Trauben auf. Wenn ich jetzt 3 kg Trauben habe und ausdünne auf die Hälfte hab ich die gleiche Energie, eine höhere Zuckergradiation, aber noch keine physiologische Reife, die nämlich erst durch große Temperaturunterschiede im Herbst zustande kommt.
Wir arbeiten mit verschieden Klonen und der Massale-Selektion (Anm.: massale: massenhaft). Wir vermehren also nicht einen „idealen“ Rebstock, sondern zum Beispiel 20 mit guten, aber unterschiedlichen Eigenschaften – Reife, Zucker, Farbe, Gerbstoffe – um eine höhere Diversität im Weingarten zu erreichen. Chevery Chambertin und Nuits Saint George-Klone pflanzen wir aus, wobei letzterer für uns besser passt. Das klingt alles kompliziert und ist es auch.
Die echte Kunst ist es aber auch die Traube zu verkosten, die positiven Eigenschaften zu erkennen und sie so zu unterstützen, dass man diese im Wein wiederfindet. Und ich glaube, das gelingt uns recht gut.