Reinisch: Warum wir für St. Laurent brennen
Wie einen jungen, ungezügelten Hengst muss man auch den St. Laurent immer ein wenig an die Kandare nehmen, schreibt Hannes Reinisch. Dann stimmt auch die Qualität.
Der St. Laurent muss immer ein bisschen leiden, damit er die Qualität auch in die Traube bringt. Geht es ihm zu gut, bekommt man zwar schöne Blätter, aber kaum Beeren. Die Sorte hat wenig Zucker, ist dabei dennoch elegant und mit einer etwas höheren Säure. Wir verarbeiten die ganzen Trauben inklusive Stiele, damit die Tannine feiner werden und wir mit dem Holz zurückgehen können. Der Charakter tritt stärker hervor und der Wein bekommt mehr Struktur und Langlebigkeit. St. Laurent braucht immer eine Spur längere Flaschenreife, bis sein ganzes Potential zum Vorschein kommt – im Gegensatz zum Pinot, der auch in der Jugend sehr animierend sein kann.
Top: Ried Frauenfeld
Der St. Laurent ist eine Rarität. Weltweit gibt es 4000 Hektar, 600 davon in Österreich. Jeder vierte St. Laurent Rebstock steht in Tattendorf. 20 Prozent unserer Flächen sind mit St. Laurent bepflanzt. Die ältesten Stöcke stammen aus den Jahren 1956 und 1958. Wir haben den Fortbestand mittels eigener Massale-Selektion gesichert. Durch die Bio-Bewirtschaftung haben die Trauben eine dickere Schale bekommen, wodurch ihnen Fäule weniger anhaben kann. Während die Weine vor zehn Jahren geschmacklich mehr in Richtung Syrah gegangen sind, bewegen wir uns heute zwischen Pinot, Syrah und Cabernet Franc. Unser aktuell spannendster St. Laurent am Markt: Ried Frauenfeld 2020. Frisch, mit wunderschön feinen Tanninen.