Die Challenge meines Lebens

Emmanuel Rosier

Bis zu 120 Weine werden pro Monat verkostet

Sie gelten als die beiden härtesten Prüfungen im Weinbusiness und Emmanuel Rosier will sie beide bestehen! Für KALK&KEGEL schreibt er wie diese Prüfungen ablaufen, was man dafür wissen muss und wie viel Training dazu notwendig ist.

Auch Theorie-Training steht fast jeden Tag am Programm.

Ja, ich träume sogar von Wein. Seit 1969 haben nur etwa 270 Menschen die Prüfung zum Master Sommelier bestanden. Sie gilt als die schwerste Prüfung im Weinbusiness neben der zum Master of Wine, die auch nur von knapp 400 Menschen bestanden wurde. Ab 2022  will ich mich an den Master of Wine machen. Jetzt ist erst einmal der Abschluss des Master Sommeliers an der Reihe.

Die Ausbildung zum Master Sommelier umfasst dabei vier Module. Den Beginn macht der Introductory Sommelier Certificate danach kommt die Prüfung zum Certified Sommelier, daraufhin zum Advanced Certified Sommelier und zu guter Letzt die Abschlussprüfung, die einen in die Riege der 270 Master Sommeliers weltweit katapultiert. In Österreich ist der Salzburger Alexander Koblinger (Döllerer) übrigens der Einzige, der diesen Titel hält.

In diesen Stufen verläuft die Ausbildung zum zum Master Sommelier. Sommelier Union Austria

Der Antritt zu jedem Modul kostet 850 Euro. Diese Hürde wäre also noch alleine zu nehmen, doch für mich war von Anfang an klar: Den Master schafft man nur gemeinsam. Ohne einen starken Partner, der einen versteht und unterstützt sowie einen Arbeitgeber, der ebenso Verständnis aufbringt, geht es nicht. Ich habe im letzten halben Jahr mehr Zeit mit meinen Lern- und Verkostungskollegen verbracht, als mit meiner Frau. Denn ohne gemeinsames Verkosten ist die sensorische Prüfung kaum zu schaffen.

Am meisten lernt man, wenn man unterwegs ist, sagt Rosier. Im Bild mit Winzerlegende Dirk Niepoort.

Die Theorie für die drei Module kann man sich in etwa so vorstellen: Für das erste Modul muss man wissen, dass Pouilly Fume und Pouilly Fuisse zwei unterschiedliche Appellationen sind. Im zweiten Modul geht es schon einen Satz tiefer in die Materie, da wird zum Beispiel nach dem Codex der Vinea Wachau und den Unterschieden zwischen Steinfeder, Federspiel und Smaragd gefragt. Und wer das dritte Modul bestehen will, der sollte sämtliche 18 Trauben kennen, die im Châteauneuf-du-Pape vertreten sind, um die Frage ausreichend zu beantworten.

Nur die bekanntesten Regionen

Und um sich dieses Wissen und diese Fähigkeiten anzueignen, ist viel Training notwendig: Ich denke, dass ich in etwa zwischen 90 und 120 Weine pro Monat verkoste – für die Prüfung selbst allerdings ausschließlich Weine aus den bekanntesten Regionen der Welt. Beim Riesling aus Deutschland zum Beispiel also nur Mosel, Rheingau oder Pfalz, Grüner Veltliner aus der Wachau und dem Kamptal. Andere Regionen, so spannend diese auch sind und ich sie auch liebe, sind für die Prüfung zu vernachlässigen. Und so geht es weiter: Blaufränkisch aus Eisenberg, Nebbiolo aus dem Barolo und Barbaresco, Barbera aus Asti sowie Alba, Sangiovese aus Chianti, Montalcino, Montepulciano. Immer unterschiedliche Jahrgänge und Stufen. Also Village, 1er-Cru, GC, DOC, DOCG, Reserva, Superiore, Gran Reserva, Crianza usw. Und das alles verschränkt mit theoretischen Wissen. Zum Beispiel muss klar sein, dass ein Barolo Riserva 2016 heute noch nicht auf dem Markt ist, weil er 62 Monate, also 5 Jahre und 2 Monate, Reife brauch.

Das Stift Klosterneuburg ist übrigens der einzige Ort in Europa und außerhalb von Großbritannien, an dem die Prüfung zum Master Sommelier abgelegt werden kann. Hier ein Bild der TeilnehmerInnen von 2019. unknown

Was natürlich auch hilft, sind zahlreiche Auslandsaufenthalte und Weingutsbesuche. Für den Master of Wine, den ich nach dem Master Sommelier angehen möchte, ist das sogar unverzichtbar. Wer schon einmal im gefragten Weingarten gestanden und über die Reben hinweggeblickt hat, merkt sich nun einmal leichter, wie der Boden sich dort anfühlt, oder ob man Meer oder See in der Ferne sieht, was wiederum wichtig für das Klima ist, das in der Region vorherrscht. Die Praxis ist das letzte Puzzleteilchen, das für das Bestehen der Prüfung notwendig ist. Trinken, trinken, trinken – am besten in Gesellschaft, um das Gekostete zu besprechen, heißt es da aus den Reihen der Master Sommelier Anwärter.

Das Quäntchen Glück ist am Tag der Prüfung aber ebenso gefragt. Wie fühlt man sich? Ist man zum Schluss verschnupft oder gar krank? Ein Freund von mir ist mit über 40 Grad Fieber zur Prüfung gegangen. Er war sehr tapfer, aber hat es leider nicht geschafft. Es ist schon im gesunden Zustand eine große Herausforderung was Konzentration und Verkostung betrifft. Auch ich habe es im vergangenen Oktober nicht geschafft. Somit gibt es diesen Oktober in London den nächsten Veresuch. Diesmal habe ich ein gutes Gefühl und bin fit, was Theorie und Verkosten betrifft.

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