Sattler: Revolution der Weinbezeichnungen

Sattler: Warum wir zukünftig lagenrein statt sortenrein ausbauen

Am Sattlerhof plant man den Fokus von der Sorte hin zur Lage zu bringen. Die Sortenbezeichnung verschwindet dadurch zukünftig von den Riedenwein-Etiketten, schreibt Alex Sattler, der zugleich zu einer Neustrukturierung auf Weinkarten anregt.

Weinkultur fängt bei der klassischen Unterscheidung von Sorten an und entwickelt sich weiter zur Unterscheidung von verschiedenen Herkünften. Fast alle Restaurants mit Weinkompetenz weltweit gliedern ihre Weinkarte daher nach Herkunft statt nach der Sorte. Ich denke wir können stolz auf die österreichische Weinkultur sein und sollten darüber nachdenken, ihr durch eine Herkunftsgliederung gerecht zu werden. 

Für uns Winzer:innen beeinflusst die Sorte nach wie vor viele Entscheidungen in der Bewirtschaftung. Die Persönlichkeit der Weine aber ist durch die Herkunft geprägt. In der Steiermark setzen wir beispielsweise auf Sauvignon blanc, Morillon, Welschriesling und Co.,  weil sie perfekt zur jeweiligen Parzelle, ihrer Exposition, dem Mineralgehalt und weiteren Faktoren passen. Um eine kompromisslose Aussage eines Weinbergs zu erhalten, sollte man diesen auch als Ganzes abbilden. Im Fall vom Alten Kranachberg ist dieser mit 100% Sauvignon blanc bepflanzt; er bleibt auch weiterhin sorten- wie lagenrein. Ried Pfarrweingarten wird zukünftig hingegen als Burgunder-Satz aus Morillon, Weißburgunder und Grauburgunder ausgebaut, um den vollen Charakter der Riede widerzuspiegeln.

Mehrwert für den Gast

Nun stellt sich gleichzeitig die Frage, wie man Weine dieser Art zukünftig auf Weinkarten präsentieren kann? Eine Gliederung nach Sorten gibt dem Gast das Gefühl, dass die Herkunft nicht relevant ist. Dabei macht es einen Unterschied, wo die Sorte angebaut wird. Mit einer Gliederung nach Herkunft kann man als Restaurant ein Zeichen setzen, in dem man Winzer:innen auf die Karte nimmt, die nicht nur sortentypisch produzieren wollen, sondern sich Gedanken über die Herkunft machen. Wer nicht ganz auf die Sorte verzichten möchte, könnte Regionsempfehlungen für Sorten aussprechen oder die Sorten innerhalb der Regionen aufschlüsseln. Mit einem Fokus auf Gebieten und Ortschaften auf Weinkarten sehen wir eine Chance, die österreichische Weinkultur weiter zu entwickeln und den Winzer:innen die Freiheit zu geben, ihre Herkunft sprechen zu lassen.

Aufgezeichnet von Sonja Planeta

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