Sommelerie ist eine hohe Kunst

Die burgenländische Winzerin Birgit Braunstein verantwortet charakterstarke und elegante Weine – von Chardonnay bis Blaufränkisch, stellt Lebensgeschichten vor vinophile Bewertungen und schätzt empathisches Gespür am Tisch.  

Glasweise oder Flasche?
BIRGIT BRAUNSTEIN: Glasweise! Ich bin ein unheimlich neugieriger Mensch und lasse mich als Gast gerne führen. Wenn sich dann noch Sommelierie und Küche ergänzen, bin ich happy.  

Eine Weinkarte ist spannend, wenn…
BIRGIT BRAUNSTEIN: …der Fingerabdruck des Sommeliers bzw. der Sommelière zu erkennen ist. Dabei geht es gar nicht so sehr um den Aufbau oder den Umfang der Weinkarte, sondern darum, ob ich beim Durchlesen das Brennen und die Leidenschaft des Weinpersonals, das bestenfalls ja die Passion der Winzer:innen weiterträgt, spüre. Eine Weinkarte muss definitiv Individualität und Begeisterung ausstrahlen. 

Dein Perfect Match bisher?
BIRGIT BRAUNSTEIN: Zuletzt im Restaurant Fuxbau in Vorarlberg. Jeder Gang eine Vollendung! Genial etwa das Dessert mit Karotte, weißem Holunder, Bienenwachs und Sauerklee. Die Karotte war im leicht säuerlichen Holundersud eingelegt, dazu Karottensorbet und Bienenwachsmouse. Im Glas mein Rosenquarz Pet Nat. 

Was macht einen guten Sommelier aus?
BRIGIT BRAUNSTEIN: Fachwissen ist eine wichtige Säule, aber genauso wichtig ist das Gespür für den Gast. Ich will nicht mit Kompetenzen überschwemmt werden und will trotzdem meine Neugier gestillt wissen. Es ist eine hohe Kunst, die individuelle Stimmung am Tisch erfühlen zu können. 

Nenne eine spannende Weinkarte aus internationalem Terrain!
BIRGIT BRAUNSTEIN: Restaurant und Weinbar Rutz in Berlin – die sind super! Nancy Grossmann ist eine extrem beeindruckende Frau und Sommelière. Übrigens wurde sie 2021 von Gault & Millau als „Sommelière des Jahres“ ausgezeichnet. 

Stichwort Glaskultur – welches Glas verwendest du für deine Weine?
BIRGIT BRAUNSTEIN: Gabriel Glas Gold Edition, weil es von Pet Nat bis Blaufränkisch bespielbar ist.

Über diese Winzer:innen freust du dich besonders in einer Weinkarte?
BIRGIT BRAUNSTEIN: Judith Beck, Ilse Maier, Elisabetta Foradori u.v.m.

Winzerin des Jahres


Welche Rolle spielen für dich Weinbewertungen?
BIRGIT BRAUNSTEIN: Früher war ich sehr fokussiert auf Weinbewertungen. Als ich 2004 zur „Winzerin des Jahres“ gekürt wurde, dachte ich, jetzt hätte ich „alles“ erreicht. Im Nachhinein betrachtet war die Freude zwar groß, aber tief berührt hat mich die Auszeichnung nicht. Mittlerweile habe ich die Punkte bisschen satt. Die Welt ist so groß und voller Gegensätze. Ich möchte keinen Stempel haben und mir kein Urteil umhängen. Bewertungen spiegeln nie die Lebensgeschichte der Bewerteten wider. Das ist schade, denn genau darum geht es: Menschen wollen Menschen erleben und ehrliche Geschichten hören. 

Zum Abschluss: Schnaps oder Espresso? Oder gar beides?
BIRGIT BRAUNSTEIN: Das kommt ganz auf die Tageszeit an. Mittags gerne einen Bio-Espresso am liebsten aus der „2Beans Kaffee-Rösterei“ in Eisenstadt. Abends darf es ein Wermut auf Eis sein – etwa Roter BIO Wermut vom Weingut Neumeister.  

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