Lorenz: Verlasst eure Komfortzone
Michael Lorenz setzt sich für die Vorort-Recherche von Gastropersonal bei den Winzerinnen und Winzern ein. Nur so entstehen neue Ideen, sagt er.
Als Gast genieße ich das Service, wenn mir gut zugehören wird und das Weinpersonal spürt, was ich gerne trinke. Das erfordert natürlich aus Sicht der Sommeliers und Sommeliéren große Offenheit, aber auch die Notwendigkeit, gut informiert zu sein, um Weinkenner:innen aus der ganzen Welt zufrieden zu stellen bzw. glücklich zu machen.
Ich sehe Sommeliers und Sommelièren aber nicht nur als Dienstleister:innen am Gast. Der Berufsstand pusht auch mich als Winzer, sofern er a) meine Weine auf der Karte hat und b) mit mir und meiner Philosophie betraut ist. Das funktioniert nur dann, wenn Sommeliers und Sommelièren bereit sind, sich Zeit zu nehmen, ihre Komfortzone verlassen und auf Entdeckungstour zu gehen.
Mit einem Besuch am Weingut ist es für mich trotzdem nicht getan. Ich will das innere Brennen spüren. Als Winzer freue ich mich über Menschen aus der Gastronomie, die mehr wollen und einen intensiven Kontakt zu Weinproduzent:innen pflegen. Uns eint die Leidenschaft für guten Wein bzw. eine ausgeklügelte Getränkebegleitung und dieser Passion kann man bestenfalls richtig viel abgewinnen, wenn man sie gemeinsam auslebt. In meinem Fall freue ich mich, wann immer berufliche Weinkennner:innen den Weg in meinen Weinkeller finden und wir über Fassproben philosophieren oder gar gemeinsam an einem Wein arbeiten. Ich kann mir vorstellen, dass das auch Saftbauern und -bäuerinnen, Schnapsbrenner:innen und Kaffeeröster:innen spannend fänden. Somit ist gesichert, dass die Begeisterung für das jeweilige Produkt auf das Servicepersonal und folglich auf den Gast überspringt. Genau dann haben wir vieles richtig gemacht.
*Aufgezeichnet von unserer Autorin Tina Veit-Fuchs