„Ich sage gar nicht mehr, dass ich PIWI-Weine mache, da schwingen bei den meisten viele Vorurteile mit. Auch ich war anfangs skeptisch. Aber es hat sich so entwickelt“, sagt Mike Gangl, der mit seinem Weingut Kobatl in Tieschen im steirischen Vulkanland beheimatet ist. Warum wir den jungen Winzer mit seinen PIWI-Sorten (pilzwiderstandsfähige Rebsorten) von Souvignier Gris über Sauvignac bis Bronner an dieser Stelle doch outen, hat einen ganz einfachen Grund: Mikes Weine heben sich von fast allem ab, das wir bislang an PIWIs auf dem Gaumen hatten. Blind sind sie kaum oder gar nicht mehr unterscheidbar von „herkömmlichen“ Sorten. Das hat viel mit Mikes Philosophie der Naturweine zu tun, mit denen er vor allem das Terroir seiner Weingärten abbilden will. Die Rebsorte selbst rückt dabei in den Hintergrund.
Zum Wein ist Gangl aus purer Leidenschaft und auch über Umwege gekommen. Der Familienbetrieb war auf Obstbau ausgerichtet und der Bub wurde auch in die Fachschule für Obstbau geschickt. Weiter ging es dann nach Klosterneuburg in die Schule, wo er erstmals mit Wein in Kontakt gekommen ist. „Von da an war ich fasziniert vom Weinbau. Wusste, dass es nur das ist, was ich machen will.“ 2013 wurden zuhause die ersten Rebstöcke gesetzt, 2015 der erste Wein produziert. „Damals nach allen Regeln, die wir in Klosterneuburg gelernt hatten“ Aber irgendwas hat gefehlt.
Gangl war international viel unterwegs – in Neuseeland, in Australien, in der Schweiz und 2016 auch in Südafrika. „In Südafrika habe ich erstmals erlebt, welche Typen Naturwein-Winzer sind. Da ging es freundschaftlich zur Sache, alles war weniger streng – das hat mir imponiert“, erinnert sich Mike. Denn auch das Gegenteil hat er erlebt: „Reinzuchthefen, 7,5 Millionen Flaschen in wenigen Tagen gefüllt – das Produkt hat am Ende sogar ganz o.k. geschmeckt. Sehr fruchtig – genau das, was die Menschen gerne in sich hineinschütten. So aber wollte ich nicht arbeiten.“
Gearbeitet hat Gangl von allen Anfang an biologisch. „Das Interessante für mich an den pilzwiderstandsfähigen Sorten war, dass ich so wenig wie möglich in den Weingarten fahren wollte, um Bodenverdichtung zu vermeiden. So ist das Ganze entstanden. Für die meisten war und ist PIWI eine Alternative – für mich ist es ein Selbstverständnis.“ Vieles hat sich Gangl selbst beigebracht, das allgemeine Wissen rund um PIWI ist noch sehr jung.
Die Kobatl-Weine zeichnen sich alle durch eine klare Handschrift aus – Mineralik, angenehme Maische und Trinkfluss. Exzellent auch das Spiel mit der Reduktion, das Gangl immer wieder gerne einsetzt. Besonders sind auch Namen wie „Rumble in the Jungle“ oder „My dirty Siva“ sowie auch die Etiketten, die Gangl selbst gestaltet. „Zeichnen war schon immer eine Leidenschaft, auf den Etiketten kann ich das ausleben. Waren die Etiketten zunächst noch sehr bunt und wild, so haben sie – wie auch der Wein – einen ruhigeren Weg eingeschlagen. Natural-PIWIs, die ihre Mitte gefunden haben. Das ist aktuell noch selten. Aber sehr, sehr gut.