Ideen gab es am Weingut Zillinger schon immer reichlich. Den Mut, sie umzusetzen, ebenso. Bereits Mitte der 80er Jahre stellt Johannes Zillingers Vater auf organisch-biologische Bewirtschaftung um. Er und seine Geschwister wachsen in dem Bewusstsein auf, dass die Weingärten als Biotop zu sehen sind und die Natur zu schützen ist. Immer mehr geht der Weg in Richtung Kreislaufwirtschaft, immer naturbelassener werden die Weingärten.
Als Zillinger jun. 2012 übernimmt, ist die Entscheidung, ob er das Erbe bloß verwalten oder weiterentwickeln soll, eine leichte. „Ich dachte mir: Wenn wir etwas grundlegend ändern wollen, dann ist die Übernahme vermutlich der beste Zeitpunkt dafür, dann verstehen das auch die Kunden. Ich wusste damals ganz genau, wo ich hin- und wie ich arbeiten will.“
Konzeptweine
Bereits zwei Jahre nach der Übernahme sind die Weine zu 200% anders als zuvor und ein Großteil der bisherigen Kunden weg. Doch Zillinger geht seinen Weg unbekümmert weiter und beginnt, mit individuellen Ausbaustilen zu arbeiten, wie der Vergärung von Gesamt- oder Teilmengen in Amphoren, interzellularer Gärung, schwefelfreier Lagerung und dem Solera-System. Heute sind seine Naturweine das Resultat aus 90% Weingarten und 10% Keller. Weil er das, was im Weingarten passiert, auch im Wein spüren will. „Was wir machen, würde ich als Konzeptweine bezeichnen. Die Böden sind allesamt sehr Kalksandstein-dominiert, da gibt es geologisch kaum Unterschiede. Deshalb habe ich 2018 entschieden, keinen Lagentypus mehr herauszuarbeiten.“
Womit Zillinger die bislang letzte große Veränderung vorgenommen hat. „Mir schmeckt das so, wie es jetzt ist. Alle Weine sind elegant und leichtfüßig, keiner ist mit über 12,5% vol. in der Flasche, selbst das Einstiegssegment hat eine schöne Vitalität. Ehrlich gesagt wüsste ich nicht, wo ich jetzt noch drehen soll, ohne dass es zu freakig wird.“ Einzig der Stahltank soll sich weiter minimieren, schon jetzt lagert mehr als die Hälfte der Weine in Holz oder anderen Gebinden wie Amphoren. Und die Südlagen sollen in den nächsten fünf bis sechs Jahren sukzessive weniger werden, weil Nordost- und Ostlagen für mehr Säure und Lebendigkeit sorgen. Die Ideen? Die gehen Johannes Zillinger dann doch nicht so schnell aus.