In der Vergangenheit ist er meist als „cooler Hund“ wahrgenommen worden. Als einer, der sich nichts scheißt und einfach macht. „Wein ist authentisch, wenn der Winzer authentisch ist“, glaubt Michi Lorenz und seine Überzeugung verschafft ihm innerhalb der Branche Jahr um Jahr mehr Gehör. Vinophil geht es ihm um Ecken und Kanten, „um Aura“, um Eigenständigkeit. „Nicht selten bin ich innerlich zerrissen. Ist der Wein erst gefüllt, fängt für mich als Winzer die oft unerträgliche Zeit des Wartens an – das Warten auf Feedback. Schließlich will ich mit meinen Weinen Menschen bloß glücklich machen“, räumt der Südsteirer ein. „Als kreativer Geist brauche ich aber auch immer diesen ganz bestimmten Druck. Es gibt für mich kaum etwas Emotionaleres als Wein.“
Anschleichen & Crowd-Surfen
Und dennoch: Lorenz wollte eigentlich Rockstar werden, in die Klampfe hauen, Schlagzeug spielen, stagediven. Ob der Druck auf der Bühne kleiner wäre? Wahrscheinlich nicht. „Einen Hit zu schreiben ist genauso ein ungewisser Prozess“, reflektiert Lorenz. Musik und Wein – das Lagerfeuerdiplom ist ihm sicher. Anstatt Akkorde wurden es Welschriesling und Sauvignon Blanc, die nachklingen. „Ich mag ruhige Weine, die sich langsam anschleichen und dann in Fahrt kommen.“ Sein Leben zwischen leise und laut hat auch Franz Hirschmugl, seines Zeichens Weinbaumeister, Pionier und sowas wie der Kurt Cobain für Bioweinbau in der Steiermark, geprägt. „Er hat keine Weine aufgebessert und dem Produkt Zeit gegeben. Diese Philosophie haben wir bei leichtfüßigen Weinen teilweise verloren, sollten wir aber unbedingt wieder salonfähig machen.“