Ist man als Spross einer Winzer-Dynastie seinem Erbe verpflichtet? Elisabeth Pichler-Krutzler und Erich Krutzler würden diese Frage wohl mit Nein beantworten. Ihr Weingut in Oberloiben in der Wachau ist das beste Beispiel dafür, dass man die Familientradition wahren und gleichzeitig auf eigenen Beinen stehen kann. Auch wenn einem der Start mitunter nicht leicht gemacht wird. „Wir mussten uns anfangs oft Sätze anhören wie „Pichler? Da kaufe ich lieber das Original.“ Oder: „Was will der Krutzler jetzt mit Weißwein? Der kann doch Rotwein viel besser.““, erinnern sich die beiden zurück. Doch das Duo blieb standhaft. Elisabeth Pichler-Krutzler aktivierte ihre internationalen Kontakte aus ihrer Zeit im Export und stieß dort umgehend auf weitaus mehr Interesse als im Inland. Die ersten Weine gingen schließlich nach England. „Mit einem eigenen Weingut schwimmt man nicht im Fahrwasser der Vorgeneration. Natürlich haben wir beide unsere Vergangenheit, aber wir können trotzdem freier agieren“, so Pichler-Krutzler.
Jahrgang und Stilistik
Das zeigt sich auch in ihren Weinen: Nach dem Prinzip „alles kann, nichts muss“ sind Abweichungen vom genormten Geschmack und Unterschiede in Jahrgang und Stilistik durchaus erlaubt. Gewollt sind Weine mit Charakter und Grip. Denn auch das ist Wachau. „Die Weinwelt hat sich in den letzten Jahrzehnten immer wieder verändert. Es gibt keine einzige, absolute Wahrheit. Das Weinspektrum ist groß, alles andere wäre eine Einschränkung“, erklärt Krutzler. Seit zwei Jahren befindet sich das Weingut nun in der Umstellung auf eine biologische Bewirtschaftung. Ab Herbst 2021 beginnt das Ehepaar Pichler-Krutzler zudem mit der Renovierung eines historischen Hofs in Unterloiben, in den das Weingut in absehbarer Zeit übersiedeln soll. Es wird für die beiden wieder eine Art Neuanfang werden. Angesichts ihres Erfolges aber dieses Mal mit Sicherheit einer ohne Skepsis.