1.000. Die Zahl wirkt fast magisch, so regelmäßig wie man ihr im Zusammenhang mit Leo Uibel begegnet – und dann auf gewisse Weise doch wieder deplatziert, je tiefer man in die Geschichte des Weinviertler Winzers eintaucht. Denn Uibel agiert im Kleinen. Rund sieben Hektar Weingärten sind es am Ziersdorfer Köhlberg und sollten ihm irgendwann einmal fünf Hektar zum Leben reichen, dann hätte er auch nichts dagegen.
Uibel will puristische Weine machen, die seinen Qualitätsvorstellungen entsprechen, und das geht am besten aus eigener Kraft. Doch die ist bekanntlich begrenzt. „Ich habe keinen Bedarf, ein großer Dampfer zu werden. Alles wird immer schnelllebiger, die Maschinen werden immer größer, die Technologisierung immer fortgeschrittener, und dabei vergessen wir vollkommen auf den Genuss. Jeder will nur beschleunigen, aber man muss es auch wieder retour schaffen und sich entschleunigen.“
Wie dann die Zahl 1.000 ins Bild passt, erklärt er so: „Wir gieren alle nach dem perfekten Wein. Übertrieben gesagt nach dem 1.000-Punkte-Wein. Doch jeder Wein, jeder Jahrgang ist wie ein Mosaik. Es spielen so viele Faktoren mit, die bestimmen, in welche Richtung er sich entwickelt. Wenn man mit der Natur arbeitet, ist Perfektionismus schwierig.“
Ungeschminkt und echt
Das ist auch der Grund, warum Uibel keinen perfekten, sondern echten Wein macht. Einen, der das Terroir vom Köhlberg zum Ausdruck bringt. Das geht nicht von heute auf morgen, sondern nur, wenn man dem Wein ausreichend Zeit gibt. „Wir sind alle irgendwie getrieben, für Listungen oder egal was. Aber die Idee des Winzers ist doch damit nicht bedient, die Weine vorschnell auf den Markt zu bringen. Die sind ja nicht fertig, die sind roh. In der Naturweinszene ist kaum was unter einem Jahr fertig, besser wären sogar drei bis fünf Jahre. Aber ich verstehe auch, wenn sich das ein kleines Weingut nicht leisten oder auch die Gastronomie einen Wein aus Platzgründen nicht fünf Jahre lagern kann.“
Uibel aber ist mit seiner Philosophie des Weg- und Reifenlassen heute dort, wo er seit der Übernahme des elterlichen Weinguts im Jahr 2007 hinwollte. „Früher dachte ich immer, dass ich den Leuten aufs Auge drücken muss, wie gut Fassgereiftes ist. Nur hat das kaum jemanden interessiert. Also habe ich mich zurückgenommen. Seither ziehe ich mein Ding einfach durch.“