Oft sind es Umwege, die zum richtigen Ziel führen. So war es auch bei Alexander Zöller. Denn es ist selten, dass jemand, der weder aus einer Weinregion noch aus einer Weinfamilie stammt, zu einem der spannendsten Weinbauern des Landes aufsteigt. Ursprünglich stammt Zöller aus Salzburg, zum Studium der Landwirtschaft ging es dann nach Wien. „Wein hat mich schon immer interessiert, aber Önologie gab damals als Studium noch nicht.“ Bei einem Praktikum bei Jurtschitsch im Kamptal musste er Bodenkarten erstellen. Und da fiel ihm erstmals das angrenzende Kremstal als Weinbauregion auf. Denn so ganz ohne Bezug zum Kremstal war er nicht. Die Großeltern führten hier lange eine Fleischerei. „Durch die unterschiedliche Geologie und die Böden war das auf der Karte ganz bunt dargestellt. Das hat mir gefallen.“ 2006 investierte er sein komplettes Erspartes und kaufte sich einen kleinen Weingarten am Wachtberg. „Mein erster eigener Wein war ein Grüner Veltliner. Die Leidenschaft hatte mich gepackt, ich wollte mehr.“
2007 kamen durch Pacht weitere Weingärten dazu, 2010 konnte er schließlich einen alten Hof kaufen, den Zöller bis heute immer wieder um- und ausbaut. Von Beginn an arbeitete Zöller biologisch. „Vom Studium kannte ich mich ja aus. Was ich dann aber in der Praxis erleben durfte, hat mich noch einmal mehr fasziniert. Der Boden – was für ein unglaublicher Lebensraum für so unzählige Lebewesen in allen Formen und Größen.“ Gesunde Böden haben für Alexander Zöller auch heute noch höchste Priorität.
„Der Rest ist viel Bauchgefühl“, sagt er. Natürlich kennt sich Zöller mit Messwerten und Analytik bestens aus. „Die Natur aber lässt sich nur ungern in Zahlen und Statistiken einfangen.“ Deshalb gibt es bei Zöller auch nicht so etwas wie eine durchgängige Kellerphilosophie. Es geht darum, die Region authentisch abzubilden. „Da gibt es keine Rezepte, da braucht man Bauchgefühl, muss die Reben gesehen haben, gefühlt und gekostet haben.“ So wird auch immer wieder experimentiert und es entsteht Ungewohntes und Neues. Immer aber präsentieren sich die Zöller Weine mit einer ausdrucksstarken Stilistik: von leicht und fruchtig bis hochindividuell und mineralisch – Ecken und Kanten sind dabei durchaus erwünscht.
Schön auch die Kategorisierung seiner 4 Weinlinien: Von „Boafuaß“ (Terrassenweine mit Lebensfreude, wie barfuß im Regen tanzen) über „Gleichgewicht“ als Alternative zur Klassik und der mineralischen „Powerpack“-Linie bis zum „Rohstoff“, der für maischevergorene Naturweine steht. So steht der Salzburger, der über den Umweg Wien schließlich Weinbauer im Kremstal wurde, heute ganz vorne in der Reihe der spannendsten Naturweinwinzer des Landes.